Montag, 7. März 2016

Gedanken zum 6.3.

Die Nazis waren dieses Jahr spät dran. Statt des 5.3. jetzt also der 6.3. Und, zur Vorwarnung, es gibt weitere Ausweichtermine: Chemnitz wurde insgesamt sechs mal während des II. Weltkrieges bombardiert. Mit den jeweils darauf folgenden Tagen ergeben sich also reichlich Alternativen, wenn den Nazis ihr Trauertag mal wieder nicht recht gelegen ist. 

Wir kennen solche Ausweichmanöver aus den letzten Jahren in Dresden. Sie sind entlarvend und zeigen die Wahllosigkeit, mit der ein Datum belegt wird, um es für die eigene braune Propaganda zu missbrauchen. Im Grunde genommen ist es den Nazis doch egal, wer am 5.oder 6.3. starb und warum. Hauptsache mit Fackeln durch die Stadt laufen und Hass schüren. Die Nazis sind daran interessiert Sündenböcke zu finden. Sündenböcke für alles, was aus ihrem kleinkarierten Weltbild fällt, für alles, was sie selbst nicht verstehen und wofür sie selbst unfähig sind. Das waren sie schon immer. Das hat Tradition. Im Dritten Reich waren es Minderheiten, wie Juden. Heute sind es Flüchtlinge.

Lassen wir uns nichtsdestotrotz auf diesen 6.3. ein. Schließlich bombardierten die Alliierten unsere Stadt ja in der Nacht vom 5. auf den 6.3., wie wir belehrt wurden. Blicken wir auf das Chemnitz von vor 71 Jahren: immernoch brennt es an vielen Stellen in der Stadt. Das Stadtzentrum ist zu 80 Prozent zerstört und mehr als 3.500 Menschen sind in der Nacht gestorben. Es ist ein Bild des Elends und des Leids. Viele, die noch leben, suchen ihre letzten Habseligkeiten zusammen und fliehen aus der Stadt in das Umland, weil sie sich vor weiteren Angriffen fürchten.

Das ist das wahre Gesicht des Krieges. Nazi-Deutschland hat ganz Europa auf diese Art unterjocht. Jetzt kommt der Krieg nach Hause und rächt sich. Rächt sich für das Mandat, dass die Deutschen einem Fanatiker gegeben haben, für die Soldaten, Panzer und Bomben, die sie jubelnd ausgeschickt haben. Dieses Leid ist Hausgemacht.

In unserer Innenstadt marschieren wieder Nazis. Sie sagen, sie trauern um die deutschen Opfer. In Wahrheit sind sie dankbar für jeden einzelnen, der ihnen heute als Vorlage für ihre Argumentation dient. Eine Argumentation, in der man heute um Kriegsopfer trauert und sich morgen wieder vor einen Bus mit Kriegsflüchtlingen stellt und zumindest jubelt, wenn Asylsuchende aus dem Schwimmbad ausgeschlossen werden, wenn sie verprügelt werden und Flüchtlingsheime brennen.

Das geht an alle Nazis: egal für welchen Tag ihr euch nächstes Jahr entscheidet - wir werden da sein!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen